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Zu Arthur Schnitzlers Thematisierung jüdischer Identität in einer antisemitischen Umwelt

Vortrag von Prof. Dr. Jacques Le Rider, Paris

12. Juni 2017


Hörsaal VII - 20.00 Uhr s.t.
Universität Bonn


Im Gesellschaftsroman „Der Weg ins Freie“ (1908) zeigt Arthur Schnitzler die große innere Pluralität der Wiener jüdischen Bevölkerungsgruppe und deren vielfältige Verhaltensweisen gegenüber dem allgegenwärtigen Antisemitismus. „Professor Bernhardi“ (1912) schildert eine „Dreyfus-Affäre“ in einem Wiener Krankenhaus: Bernhardi wird zu Unrecht unter dem Druck von einer großen antisemitischen, klerikal-aristokratischen und christlich-sozialen Koalition mit dem stillschweigenden Einverständnis des Ministeriums einem Disziplinarverfahren unterworfen und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Das Stück wurde in Österreich zum politischen Ärgernis und wurde von der Theaterzensur verboten. In den Jahren des Ersten Weltkriegs macht Arthur Schnitzler eine Identitätskrise durch, die in seinen Briefen und Tagebüchern ihre Spur hinterlassen haben. Als sich Ende Oktober 1918 ein „Jüdischer Nationalrat für Deutsch-Österreich“ bildete, der für die Juden Österreich eine nationale Autonomie forderte, wurde Schnitzler aufgefordert, öffentlich Stellung zu nehmen. Im Gespräch mit Abraham Sonne definierte er sich als „österreichischen Staatsbürger jüdischer Race zur deutschen Kultur mich bekennend“ (Tagebuch, 1. November 1918).

Veranstalter: Kath. Bildungswerk, Ev. Forum, GCJZ, Universität Bonn), Sem. für Religionspädagogik und Sem. für Liturgiewissenschaft der Kath.-Theol. Fakultät